Beitrag: Die NIS2-Checkliste: Leitfaden zur erfolgreichen Umsetzung der NIS2-Regulierung

Auf einen Blick

Beitrag teilen

NIS2: Sind Sie vorbereitet?

Prüfen Sie, ob Ihr Unternehmen betroffen ist, und erfahren Sie, welche Maßnahmen nötig sind. Wir machen die Umsetzung für Sie einfach und praxisnah!

Die NIS2-Checkliste: Leitfaden zur erfolgreichen Umsetzung der NIS2-Regulierung

Die NIS2-Regulierung setzt neue Standards für die Cybersicherheit in der EU. Unternehmen sind verpflichtet, detaillierte Maßnahmen umzusetzen, um ihre Netzwerke und Informationssysteme zu schützen. Eine strukturierte NIS2-Checkliste hilft dabei, die Betroffenheit eines Unternehmens zu ermitteln und alle erforderlichen Maßnahmen systematisch zu planen und durchzuführen. Dieser Artikel zeigt, wie Unternehmen die Anforderungen der NIS2-Regulierung umsetzen können und liefert eine umfassende Checkliste basierend auf den 13 Kapiteln der NIS2UmsVO.

NIS2-Checkliste: Erste Schritte zur Umsetzung

1. Betroffenheitsprüfung

Die erste Frage lautet: Fällt das Unternehmen überhaupt unter die NIS2-Regulierung?
Ein Betroffenheitscheck klärt, ob ein Unternehmen als Betreiber kritischer Infrastrukturen (KRITIS) oder als Unternehmen nach §30 Abs. 3 BSIG klassifiziert wird.

Wichtige Kriterien:

  • Größe des Unternehmens (Mitarbeiterzahl, Umsatz, Bilanzsumme).
  • Sektor und erbrachte Dienste (z. B. Energie, Transport, Gesundheit, Finanzen).
  • Bedeutung der Netz- und Informationssysteme für die öffentliche Sicherheit.

Erst nach dieser Analyse lässt sich der Detaillierungsgrad der notwendigen Maßnahmen festlegen.

2. NIS2-Umsetzung: Maßnahmen planen und priorisieren

Wird eine Betroffenheit festgestellt, ist die nächste Aufgabe die systematische Umsetzung der NIS2-Anforderungen. Die NIS2-Checkliste dient dabei als Werkzeug, um alle Maßnahmen effizient zu strukturieren.

Die 13 Kapitel der NIS2UmsVO: Umsetzungsschritte

Die NIS2UmsVO beschreibt 13 zentrale Anforderungen, die Unternehmen erfüllen müssen. Die folgenden Punkte bieten eine detaillierte NIS2-Checkliste, die als Leitfaden dient:

1. Konzept für die Sicherheit von Netz- und Informationssystemen

Ein Sicherheitskonzept bildet die Grundlage der NIS2-Umsetzung. Es definiert strategische Ziele, Verantwortlichkeiten und Sicherheitsmaßnahmen.

  • Aufgaben:
    • Entwicklung eines IT-Sicherheitskonzepts mit klaren Rollen und Verantwortlichkeiten.
    • Regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Konzepts.

Beispiel: Ein Unternehmen legt fest, dass Zugriffe auf sensible Daten nur mit Multifaktor-Authentifizierung erlaubt sind.

2. Konzepte zur Risikoanalyse

Risikomanagement ist ein zentraler Bestandteil der NIS2-Checkliste. Unternehmen müssen Bedrohungen identifizieren, bewerten und Maßnahmen zur Risikominderung umsetzen.

  • Schritte:
    • Durchführung regelmäßiger Risikoanalysen.
    • Definition einer einheitlichen Methodik für die Risikobewertung.
    • Dokumentation und Priorisierung von Maßnahmen.

Beispiel: Die IT-Abteilung bewertet regelmäßig, welche Schwachstellen durch neue Bedrohungen entstanden sind, und priorisiert die Behebung.

3. Bewältigung von Sicherheitsvorfällen (Incident Management)

Eine klare Strategie für den Umgang mit Sicherheitsvorfällen ist essenziell.

  • Anforderungen:
    • Etablierung eines Incident-Management-Prozesses.
    • Dokumentation aller Vorfälle und regelmäßige Tests des Prozesses.

Beispiel: Ein Unternehmen implementiert einen Plan, der Schritte zur Eindämmung und Wiederherstellung nach einem Ransomware-Angriff beschreibt.

4. Business Continuity und Krisenmanagement

Betriebskontinuität ist entscheidend für den langfristigen Erfolg.

  • Maßnahmen:
    • Entwicklung eines Notfallplans mit Backup- und Wiederherstellungsstrategien.
    • Regelmäßige Tests der Pläne, um Schwachstellen zu identifizieren.

Beispiel: Halbjährliche Tests zur Wiederherstellung aller geschäftskritischen Daten aus Backups.

5. Sicherheit der Lieferkette

Lieferanten und Dienstleister spielen eine Schlüsselrolle in der IT-Sicherheit.

  • Anforderungen:
    • Prüfung und Zertifizierung von Lieferanten.
    • Integration von Sicherheitsklauseln in Verträge.

Beispiel: Ein Unternehmen verpflichtet Cloud-Dienstleister, regelmäßig Sicherheitsberichte vorzulegen.

6. Sicherheitsmaßnahmen bei Erwerb, Entwicklung und Wartung

IT-Systeme müssen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg sicher gestaltet werden.

  • Aufgaben:
    • Sichere Entwicklungsprozesse und regelmäßige Sicherheitsupdates.
    • Dokumentation und Behebung von Schwachstellen.

Beispiel: Neue Software wird vor dem Einsatz in der Produktion einem umfassenden Sicherheitstest unterzogen.

7. Bewertung der Wirksamkeit von Sicherheitsmaßnahmen

Die NIS2-Checkliste fordert regelmäßige Überprüfungen der umgesetzten Maßnahmen.

  • Schritte:
    • Durchführung interner Audits und Management-Reviews.
    • Anpassung der Maßnahmen auf Basis der Auditergebnisse.

Beispiel: Ein internes Audit deckt auf, dass einige Sicherheitsrichtlinien nicht eingehalten werden.

8. Schulungen und Cyberhygiene

Mitarbeiter müssen regelmäßig geschult werden, um Sicherheitsbewusstsein und Fachwissen zu stärken.

  • Pflichten:
    • Regelmäßige Schulungen für Mitarbeiter und Management.
    • Sensibilisierung für aktuelle Cyberbedrohungen.

Beispiel: Ein Unternehmen führt Phishing-Tests durch, um Mitarbeiter zu sensibilisieren.

9. Anforderungen an Kryptografie

Moderne Verschlüsselungstechniken sind unerlässlich, um die Vertraulichkeit und Integrität von Daten zu gewährleisten.

  • Maßnahmen:
    • Einsatz aktueller kryptografischer Standards.
    • Regelmäßige Überprüfung der Verschlüsselungstechnologien.

Beispiel: Alle E-Mails mit sensiblen Informationen werden Ende-zu-Ende-verschlüsselt.

10. Sicherheit des Personals

Mitarbeiter in sicherheitskritischen Rollen müssen überprüft und geschult werden.

  • Anforderungen:
    • Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Zuverlässigkeitsprüfungen.
    • Strikte Trennung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten.

Beispiel: Mitarbeiter mit Zugriff auf sensible Daten werden regelmäßig überprüft.

11. Zugriffskontrolle

Die Kontrolle von Zugriffsrechten ist ein zentraler Punkt der NIS2-Checkliste.

  • Maßnahmen:
    • Einführung von Multifaktor-Authentifizierung.
    • Regelmäßige Überprüfung und Anpassung von Zugriffsrechten.

Beispiel: Nur autorisierte Mitarbeiter erhalten Zugriff auf kritische Systeme.

12. Management von Anlagen

Ein umfassendes Inventar aller IT-Anlagen ist erforderlich, um Schwachstellen zu identifizieren.

  • Aufgaben:
    • Erstellung und Pflege eines Asset-Registers.
    • Priorisierung kritischer Anlagen.

Beispiel: Alle Server und Geräte werden regelmäßig auf Schwachstellen geprüft.

13. Physische Sicherheit

Neben der digitalen Sicherheit ist auch der Schutz physischer Systeme entscheidend.

  • Anforderungen:
    • Zutrittskontrollen für Serverräume.
    • Schutz vor Umweltrisiken wie Feuer oder Überschwemmung.

Beispiel: Ein Unternehmen installiert Zugangskontrollen mit biometrischer Authentifizierung.

Zusätzliche Anforderungen der NIS2-Regulierung

Neben den 13 Kapiteln der NIS2UmsVO gibt es weitere Anforderungen:

  • Registrierungs- und Meldepflichten: Unternehmen müssen sich bei der zuständigen Behörde registrieren und Sicherheitsvorfälle melden.
  • Schulungen für die Geschäftsleitung: Die Geschäftsführung muss regelmäßig über Cybersicherheitsanforderungen geschult werden.
  • Kritische Komponenten: Der Einsatz kritischer Komponenten muss vorab gemeldet und durch das BMI genehmigt werden.

Fazit: Die NIS2-Checkliste als Erfolgsfaktor

Die NIS2-Regulierung stellt klare Anforderungen an Unternehmen, die sich systematisch umsetzen lassen. Eine strukturierte NIS2-Checkliste ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Sie hilft, die Anforderungen zu priorisieren, umzusetzen und regelmäßig zu überprüfen.

Mit einem umfassenden Ansatz und der Unterstützung spezialisierter Dienstleister können auch mittelständische Unternehmen die NIS2-Regulierung erfolgreich umsetzen und ihre IT-Sicherheit nachhaltig verbessern.

Über den Autor:

Bild von Ralf Becker

Ralf Becker

Geschäftsführer & Datenschutz- / Informationssicherheitsbeauftragter

Ralf Becker begann seine berufliche Laufbahn bei einer Strategie-Beratung, war in unterschiedlichen leiten-den Positionen im Telekom-Konzern tätig, bevor es ihn 2007 wieder in die Beratung zog. Seit 2009 ist er Geschäftsführer der daschug GmbH. Sowohl als zertifizierter Datenschutzbeauftrag-ter wie auch als externer Informationssicherheitsbeauftragter ist er seit mehr als 15 Jahren im Bereich IT-Compliance aktiv. Von ihm und seinem Team werden eine Reihe deutscher mittel-ständischer Unternehmen „hands-on“ betreut. Er verfügt über mehr als 10jährige Erfahrung mit ISO27001-Zertifizierung auch in kleinen Organisationen und dem Aufbau bzw. der Pflege von pragmatischen, tool-gestützten Informationssicherheits-Managementsystemen (ISMS) für KMUs.